freie trauung

Im Interview mit Dr. Johann-Jakob Wulf, dem freien Redner und Gründer der Agentur Strauß & Fliege

Bis vor ein paar Jahren wussten die wenigsten (Hochzeitspaare), was eine freie Trauung eigentlich ist. Und was die Vorteile daran sind. Heute erfreut sich diese Form der Hochzeitszeremonie immer größerer Beliebtheit. Nicht zuletzt, weil sie frei von Institutionen und Regeln wirklich das Paar in den Mittelpunkt stellt. Zumindest, wenn sie gut gemacht wird.
Heute im Interview treffen wir Dr. Johann-Jakob Wulf. Er ist selbst seit vielen Jahren als Trauredner aktiv und außerdem Gründer der Agentur Strauß & Fliege. Eine der ersten und größten Vermittlungsagenturen für Trauredner im deutschsprachigen Raum. Er wird Euch ein paar wichtige Fragen rund um das Thema einer freien Trauzeremonie beantworten.

Was unterscheidet eine freie Trauzeremonie von einer standesamtlichen Trauung?

Der offensichtlichste Unterschied ist sicher die Rechtsgültigkeit der standesamtlichen Trauung. Wenn man in Deutschland rechtskräftig verheiratet sein möchte, muss man auf das Standesamt gehen. Das ist immer so, auch wenn man sich dann im Nachhinein entscheidet eine zusätzliche kirchliche Zeremonie zu halten. Die freie Trauung ist ebenso wie der Besuch in der Kirche also eine Ergänzung des Standesamts. Und ja, durchaus auch eine Alternative zu dem kirchlichen Zeremoniell. Sie kann allerdings auch vor dem Standesamtbesuch gefeiert werden. Oder sogar ohne den offiziellen Amtsgang. Eine freie Trauung feiert die Liebe zwischen zwei Menschen unabhängig von anderen Institutionen, Regeln und Voraussetzungen. Und diese Freiheit macht sie so modern und authentisch.

Wie überzeugt ihr die Paare, sich mit zwei verschiedenen Hochzeitsdaten (standesamtlich & frei) zu arrangieren?

„Überzeugen“ ist vermutlich nicht das richtige Wort. Unsere Paaren kommen ja proaktiv auf uns zu und ersuchen um Beratung, welche Formen der Zeremonie möglich sind. Vielen Paaren ist das Standesamt „zu wenig“ feierlich. Die Termine sind meist unter der Woche und recht kurz gehalten. Außerdem dürfen ja immer nur recht wenig Gäste mitkommen. Das reicht manchen nicht und sie wünschen sich noch einen zeremoniellen Akt mit den entsprechenden (emotionalen) Symbolen und Elementen. Das kann dann, wie gesagt, die Kirche bieten. Oder eben eine freie Trauung.

Übrigens: eine freie Trauung kann durchaus auch in den Standesamtsbesuch integriert werden. Wir haben tolle Erfahrungen damit gemacht, dem Paar eine persönliche Traurede für das Standesamt zu schreiben, die dann der Beamte selbst oder z.B. der Trauzeuge vorliest. Auf diese Weise kommt sehr viel Persönlichkeit und Emotionalität in einen sonst eher bürokratischen Prozess – ohne gleich ein zweites Fest organisieren zu müssen. Eine tolle Sache, gerade jetzt auch in Zeiten der Corona-Pandemie.

Wie geht ihr mit Brautpaaren um, von deren Art der Liebe und des Miteinanders ihr nicht überzeugt seid?

Das ist eine gute und sehr komplexe Frage, mit der wir uns intern regelmäßig auseinandersetzen. Uns austauschen und weiterbilden.

Es gibt im Grunde zwei Szenarien:
Zum einen kann es sein, dass es im Rahmen des unverbindlichen Kennenlerngesprächs zwischen Brautpaar und Trauredner nicht „funkt“. Da würden wir uns aber nie erdreisten, daraus eine Meinung über die Beziehung der beiden abzuleiten! Sympathie ist ein Grundpfeiler einer gelungenen Zusammenarbeit. Wenn die nicht gegeben ist, thematisieren wir das offen mit dem Paar, verabschieden uns voneinander und wünschen ihnen alles Gute bei der weiteren Suche nach dem richtigen Redner für sie.

Zum anderen könnten solche Gedanken im Laufe der Zusammenarbeit eintreten. Damit das gleich gesagt ist, wir urteilen über niemanden und keine Form des (glücklichen) Zusammenseins. Ich denke aber, Deine Frage zielt eher darauf ab, wie wir uns verhalten, wenn wir das Gefühl haben, die beiden sind nicht (mehr) glücklich miteinander. Zum Glück kann ich sagen, dass diese Situation bisher nur ein paar ganz wenige Male aufgetreten ist. Dieses Gefühl von Seiten des Trauredners basierte dann auf Konflikten, die das Paar offen vor dem Redner thematisiert hat. An diesem Punkt überlässt der Trauredner dann den Klärungsprozess dem Paar. Wir sind keine Therapeuten oder Psychologen. Wenn die Situation dann zwischen den beiden geklärt wurde ist die weitere Zusammenarbeit mit dem Redner eher gestärkt als belastet.
Streit gehört zu einer Ehe dazu. Entscheidend ist, dass man den Willen hat, sich zu vertragen.

Strauß und Fliege ist ein Netzwerk von ausgewählten Hochzeitsrednern. Nach welchen Kriterien nehmt ihr eure Kollegen auf?

Schon wieder eine sehr gute Frage! Wenn man sich unsere Trauredner anschaut, sollte man meinen, es wäre schwierig einheitliche Kriterien zu finden. Unser Team repräsentiert jede Alters- und Berufsgruppe, jeden Lebensabschnitt, unterschiedliche (spirituelle) Orientierungen und Musikgeschmäcker. Unser Team ist so bunt wie die Gesellschaft und „Einheit in Vielfalt“ eine der Säulen unserer Philosophie.

Was uns eint sind unsere Qualitätsansprüche und Wertvorstellungen an Liebe, Partnerschaft und Hochzeiten. In Zeiten, in denen nicht mehr geheiratet werden „muss“. In denen die Liebe zwischen zwei Menschen im Vordergrund der Entscheidung, Ja zueinander zu sagen, steht, sollte unserer Meinung nach auch genau das im Mittelpunkt stehen. Jedes Paar ist einzigartig, jede Liebesgeschichte ein Unikat.

Wer eine Leidenschaft dafür hat, andere Menschen kennenzulernen und ihnen dabei zu helfen die Bindung zwischen ihnen zu feiern, der kann sicher immer gerne als Trauredner/in bei uns bewerben.

Worauf können sich meine Brautpaare freuen, wenn sie euch als ihre Hochzeitsredner buchen?

Unsere Marke steht für Qualität statt Quantität. Hochzeit ist für uns keine Massenveranstaltung. Keine Fließbandarbeit. Die meisten unserer Redner begleiten im Schnitt 8 Paare im Jahr. Wir lernen unsere Paare wirklich kennen und schreiben eine Traurede, maßgeschneidert auf deren gemeinsame Reise. Bei uns gibt es keine Textvorlagen, kein Schema F. Klar, diese Dienstleistung kostet etwas. Auch Trauredner müssen Miete und Netflix-Abos zahlen. Aber ich kann auch garantieren: Wir sind es wert!

Foto: Tom & Jezz

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